Anmerkung: Dieses Posting erschien (leider) zuerst auf Facebook

Ich bin in dieses Jahr, mit 32 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben geflogen. Aus beruflichen Gründen. Also, das erste Mal. Gleich Langstrecke. Erstes Mal überhaupt den europäischen Kontinent verlassen.

Die Erfahrung war so mäßig. Ich habe mir die Stadt nicht ausgesucht, oder die Menschen, mit denen ich dort Zeit verbracht habe, es war keine Zeit, noch ein paar Tage Urlaub anzuhängen und am Ende stellte sich heraus, dass ich noch nicht einmal in der Zeit vor Ort meine Arbeit ordentlich abschließen konnte (lag nicht an mir).

Lehrreich war es dennoch und es hat mir die Erfahrung gebracht, wie sehr – gerade auch weitere – Reisen den Horizont erweitern.

Keine vier Wochen später – aber sehr viel länger geplant – bin ich das zweite Mal mit dem Flugzeug verreist, diesmal privat. Und im August ein drittes Mal.

2018 war höchstwahrscheinlich das klimaschädlichste Jahr in meinem Leben. Stellt sich nun die Frage, wie ich mit meiner ganz persönlichen Verantwortung umgehe.

Natürlich beziehe ich seitdem ich in meiner eigenen Wohnung lebe, meinen Strom von einem Ökostromanbieter. Ich habe mir noch nie ein Auto angeschafft – bis mir mein Arbeitgeber eins gab, weil er sagte: “das brauchst du für deinen Job”. Und seitdem lohnt sich statt der BC50 auch nur noch die BC25.

Ich habe vor Jahren den Versuch gestartet, vegetarisch zu essen … und bin daran gescheitert. Ich mag vermutlich dennoch die ersten paar Jahrzehnte meines Lebens einen (für Deutschland) tendenziell leicht unterdurchschnittlichen CO₂-Fußabdruck gehabt haben, das hat sich aber spätestens in diesem Jahr garantiert geändert.

Und weil die Ausrede, die wir alle kollektiv benutzen, nämlich: “weil wir keine perfekten klimaschonenden Menschen sind, hat es auch keinen Sinn einfach das zu tun, was uns am leichtesten fällt” keine Ausrede ist, die zählt, habe ich beschlossen, das zu tun, was für mich – inzwischen – am leichtesten ist.

Ich habe mein Auto nicht abschaffen können, aber ich fahre jetzt ein deutlich kleineres. Und wenn mein Arbeitgeber auch in Zukunft darauf besteht, dann bestehe ich in Zukunft darauf, elektrisch fahren zu wollen. Ich fahre wieder etwas mehr Bahn. Nicht konsequent, aber deutlich mehr als die letzten drei Jahre.

Ich bin IT-Mensch und natürlich läuft bei mir auch Computer-Hardware rund um die Uhr. Aber gleichzeitig nutze ich einige moderne Smart-Home-Fähigkeiten, den Energiebedarf in meinem Haushalt zu reduzieren … und freue mich seit zwei Jahren über sinkende Nebenkostenabrechnungen.

Vor allem aber habe ich heute beschlossen, das für mich wirklich einfachste zu tun: nämlich zu kompensieren. Und zwar nicht nur meine Flüge (und auch den beruflichen Langstreckenflug – für die beiden privaten Flüge hatte ich mich von vornherein dazu entschieden), sondern meinen gesamten Lebensstil.

Ich habe meinen CO₂-Fußabdruck mit verschiedenen Rechnern hochgerechnet und werde ab sofort jeden Monat das Äquivalent von 960kg CO₂ kompensieren lassen. Ich leiste mir einen solchen Lebensstil. Dann kann ich mir auch leisten, dafür zu bezahlen.

Natürlich versuche ich mir jeden Tag Gedanken darüber zu machen, wie ich meine eigenen Gewohnheiten verändern kann. Das zu tun, was wohl wirklich “richtig” wäre. Aber ich habe heute für mich beschlossen, dass ich einfach damit aufhören kann, das Problem einfach zu ignorieren und sich mit der Idee zu überfordern, wenn dann ja wohl alles gleichzeitig richtig zu machen. Denn nix ist scheinheiliger, CO₂-Kompensation als Ablasshandel zu bezeichnen, sich von Greta Thunberg beeindruckt zu zeigen und dann selbst aber doch gar nichts zu verändern. Natürlich ist das viel zu wenig. Aber ich erkenne an, dass ich Verantwortung übernehmen muss. Das ist mein erster Schritt. Der einfachste.